Ein wahnsinnig ergreifender Moment!
Das loslassen aller Luftballons für Emma – mit einem Gruß in den Himmel zu unserem Engel.
Vermächtnis
Ein wahnsinnig ergreifender Moment!
Das loslassen aller Luftballons für Emma – mit einem Gruß in den Himmel zu unserem Engel.
Samstag, 23. November 2019
Heute ist er, der Tag nach Emmas Auferstehungsfeier, der Tag, auf den ich so lange gewartet habe und den ich mir nicht vorstellen konnte.
Ich bin noch immer überwältigt, von den Gefühlen, den Eindrücken, den Emotionen und der Stimmung des gestrigen Tages sowie der Tage, Wochen und Monate davor.
Die Stunden vor der Trauerfeier vergingen wie im Flug für mich. Vormittags holten wir noch einen Einhorn-Folienballon ab, der als Deko in der Kirche stand und den Emma so wunderschön gefunden hätte.
Ich benutze das Wort wunderschön nun bewusst, auch wenn es sich vielleicht befremdlich anhört, aber es war einfach wunderschön, so wunderschön wie meine geliebte Emma war und nun als Engel immer noch ist.
Dann durften wir gestern vormittag noch einmal Emmas Urne bei unserer Bestatterin im Arm halten, ein letztes Mal, bevor sie schlussendlich am Nachmittag in ihrer Grabstätte, der Urnenstele, Platz nahm.
Wir fuhren noch einmal nach Hause, suchten unsere Sachen zusammen und begaben uns dann zur Kirche und zum Pfarrhof, um die Vorbereitungen für die Trauerfeier fortzuführen. Viele fleißige liebe Helfer halfen bei der Vorbereitung der Helium-Luftballons, meine Freundin kam dazu und begann, Fotos als Erinnerung zu machen und die ersten Gäste trafen ein. Unsere Bestatterin brachte Emmas Urne und sie war wieder bei uns.
Ich habe viele Worte, Umarmungen und Gesichter wie durch eine Blase wahrgenommen (und ich habe bewusst keine Medikamente zur Beruhigung genommen und bin sehr froh darüber!) – zu emotional war alles für mich und ist es jetzt, fast 24 Stunden später, noch immer.
Es war der richtige Weg, diesen gefühlvollen Schritt mit so vielen lieben Menschen zu bestreiten! Unsere Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, so wie der Pastoralreferent, der uns begleitet hat, es auch genannt hat.
Wir trafen uns im Pfarrhof mit allen Gästen, zogen mit dem Lied „Durch den Sturm“ zur Kirche und nahmen in der Kirche Platz. Unsere kleine Kirche war voll und draußen standen viele Menschen, die über einen Lautsprecher das Geschehen in der Kirche mitverfolgen konnten.
Wir hatten im Vorfeld lange gemeinsam den Ablauf geplant, der so wunderschön und fließend ineinander vonstatten ging, wie ich es mir gewünscht hatte.
In der Kirche flossen persönliche Erzählungen, Lesungen, Fürbitten,
Gebete und der Live-Gesang der Lieder „Ein Elefant für dich“ und „Das Leben ist schön“ so kurzweilig ineinander und gaben (glaube und hoffe ich) allen Beteiligten ein gutes Gefühl.
Sicherlich war Emmas Auferstehungsfeier nicht die typische Trauerfeier, Beerdigung, Urnenbeisetzung, wie man sie in einem anderen Zusammenhang erlebt hat oder sich vorstellt. Aber für uns war das genau das Richtige, für unsere geliebte Emma, die wir so sehr vermissen. Wir haben immer daran gedacht, was sie sich gewünscht hätte, hätte sie es sich aussuchen müssen.
Nach der Kirche wurden Luftballons an alle Gäste verteilt, die wir gemeinsam bei der Liedzeile „Lass jetzt los“ des Eiskönigin-Liedes losgelassen haben und nachsahen, wie sie im Himmel verschwanden. Dieser Moment war der bewegendste Moment der ganzen Trauerfeier und wird noch ganz lange nachzufühlen sein.
Unser Pastoralreferent bat die Trauergäste, unserer Familie ein bißchen Raum zu gewähren, um die Urnenstele herum, zur Urnenbeisetzung.
Es freute mich so sehr, daß viele viele Gäste weiterhin bei uns blieben und auch Teil dieses wichtigen Aktes waren.
Das Grab, die Stele, die Urne wurden gesegnet, jeder aus unserer Familie konnte sich von Emma an der Urne persönlich verabschieden, bevor sie von unserer Bestatterin in die Stele gebettet wurde.
Die Lieder „Mögen Engel dich begleiten“ und „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ wurden von Emmas Erzieherin und ihrer Tochter wundervoll gefühlvoll gesungen und mit der Gitarre begleitet.
Anschließend konnten alle Trauergäste an Emmas Grab gehen und sich auch von uns verabschieden. So viele Leute waren da und ich habe nur einen Bruchteil davon gesehen und wahrgenommen. Das tut mir im Nachhinein sehr leid, aber ich denke, das ist normal und hoffentlich auch für alle verständlich.
Wir haben viele Fotos und auch Videos zur Erinnerung, über die ich so froh bin, weil sie Möglichkeit bieten, Momente immer wieder hervorzuholen und selig in Gedanken und Erinnerungen zu versinken.
Ich werde einige Fotos mit euch teilen, aber nur wenig, da ich viele Bilder nicht teilen kann, da darauf die Gäste zu sehen sind und ich sie daher nicht veröffentlichen möchte/darf.
Nach der Urnenbeisetzung sprachen wir noch mit ein paar Leuten, räumten den Pfarrhof auf und fuhren nach Hause. Dort erwarteten uns liebevolle Geschenke, Plätzchen, Kuchen, Karten und Wünsche, die uns hinterlassen wurden. Wir waren immer wieder überwältigt von all der Anteilnahme und fühlten uns wie bereits seit Wochen und Monaten getragen von so vielen lieben Menschen um uns herum.
Der Tag endete spät, wir redeten viel über Emma und die würdevolle Trauerfeier mit all den schönen Facetten.
Ich fühlte und fühle mich beflügelt, geleitet und gelenkt von Emma und ihrer Kraft und Liebe. Ich hoffe, ich kann das bis an mein Lebensende in mir tragen und davon zehren, denn all das hätte ich nicht in mir, wenn sie mir nicht ihre grenzenlose, bedingungslose Liebe gegeben hätte. So entstand das Band der ewigen Liebe, das uns nie trennen wird, egal wo sie gerade ist.
Danke an alle, die bei uns waren – persönlich und in Gedanken – ihr alle zusammen tragt dazu bei, daß wir unseren Weg so gehen können, wie wir ihn gehen. Und das fühlt sich gut an!
Nun ist Emma wieder bei uns im Dorf, in unserer Nähe, wir können sie jeden Tag besuchen. Ihr Grab ist das buntestes und für mich schönste auf dem ganzen Friedhof – so wie Emma als strahlender Stern immer für mich da sein wird!
Bis bald, liebe Grüße
Marion mit Emma im Herzen
Rückblick…heute vor einem Jahr.
Mit diesem Video mit einem privaten Einblick in unseren Alltag vor einem Jahr möchte ich euch zeigen, wie Emma ihre Champ-Medizin einnehmen musste.
Sie nahm sie immer spät abends, weil etwa zwei Stunden zur letzten Mahlzeit vergangen sein mussten und etwa eine Stunde zuvor die Tablette gegen Übelkeit genommen wurde. Die sehr späte Einnahme des Temodals wurde uns empfohlen, damit sie die eventuell aufkommende Übelkeit „verschläft“.
Emma musste sich immer stark überwinden; es gab Tricks mit dem Zählen oder sie versuchte, durch das Trinken die Kapseln schnell runterzubekommen.
Wenn ich das Video sehe, dann bin ich wieder gefangen zwischen Gefühlen wie unbändigem Stolz für meine Löwentochter mit gleichzeitiger Traurigkeit, was sie alles über sich ergehen lassen musste.
Sie wollte gesund werden, sie wollte die böse Blume zerstören, bei ihr war immer eine riesengroße Tapferkeit und ein wahnsinniger Mut zu spüren. Da macht mich stolz und demütig.
„Emma, ich werde auch diese Momente mit dir nie vergessen. Video erinnern mich wieder an Details. Aber die Erinnerung bleibt immer bei uns. Du kannst stolz auf dich sein, du hast alles gegeben. Ich bin auch stolz – auf uns!
Ich liebe dich. Deine Mami.“
Rückblick…heute vor einem Jahr.
Wie man sieht, war Emma wieder beweglich, gut koordiniert und voller Lebensfreude.
DAS sind die schönen Erinnerungen, gepaart mit dem Schmerz, daß ich ihr nicht mehr zusehen kann, wenn sie solche Sachen macht.
„Emma, ich vermisse dich so, deine Stimme, dein Lächeln, dein sonniges Gemüt. Ich hoffe, dir gehts gut, da wo du jetzt bist. ich liebe dich. Deine Mami.“
Rückblick…heute vor einem Jahr…
Wir waren zur Kontrolle in der Radiologie Praxis im Klinikum München Schwabing – bei Dr. Glück.
Ich kann mich so gut an manche Tage erinnern, als wäre es erst gestern gewesen.
Emma war wie immer tapfer und gut gelaunt, hat Herrn Glück alle Fragen beantwortet, die er ihr stellte. Ob sie Schmerzen oder Übelkeit hatte nach den Bestrahlungen, wie es ihr geht, wie ihr Appetit ist.
Ich bin trotz allem, was ich nun weiß und mitgemacht habe, froh, dies alles erlebt zu haben – mit meiner geliebten Emma, die wirklich zu jedem Zeitpunkt voller Mut und Zuversicht war, die böse Blume zu besiegen. Jammern, meckern oder „ich will da nicht mehr hin“ – das gab es bei Emma nicht.
„Emmy, ich bin so unsagbar stolz auf dich, mein Engel.
Ich liebe dich, bis zum Himmel und zurück.
Deine Mama.“
Rückblick…heute vor einem Jahr…
Emma und Pius spielten „Friseur“.
Die beiden hatten immer wunderbare Ideen und haben sehr viel miteinander gespielt. Emma hat sich immer eine kleine Schwester gewünscht, daher musste Pius öfter mal bei „Mädchenspielen“ mitmachen.
Mit Emmas Einschränkungen verlor auch Pius seine Spielgefährtin, was ihn sehr traurig machte…er sagte oft „wenn Emma wieder gesund ist, dann spielen wir wieder …“ – diese Sätze schmerzten immer wahnsinnig stark in meinem gebrochenen Mama-Herz.
Jetzt stellt er viele Frage zum Himmel, zum Beispiel ob Emma nun dort mit den Dinosauriern ist (er liebt eine Tonie-Geschichte, in der erzählt wird, dass die Dinosaurier ausgestorben sind)…bei jeder Frage spürt man, dass er Emma sehnsüchtig vermisst, dann weinen wir gemeinsam, denken an Erlebnis mit Emma und haben ein Lächeln auf den Lippen.
Heute war Martinsumzug in unserem Dorf, letztes Jahr ist Emma noch mitgelaufen und trug ganz stolz ihre Laterne. Heuer war ich noch nicht stark genug, mitzugehen. Pius durfte mit Quirin und seiner Nichte mitgehen und später haben wir uns im Pfarrhof auf eine Tasse Punsch getroffen. Das war ein kleiner Schritt in die Öffentlichkeit für mich und es hat gut getan, mit Emma im Herzen und unsichtbar an meiner Hand.
Rückblick…das Foto entstand am 1. Juli 2019, zwei Tage vor meinem 39. Geburtstag.
Ich habe lange überlegt, ob ich euch dieses Foto zeige, denn es zeigt mich von meiner verletzlichsten Seite, aber auch das gehört dazu zu unserer Geschichte.
An diesem Tag ging es Emma so schlecht, dass ich dachte sie überlebt diesen Tag nicht.
Ich war so verzweifelt und unendlich traurig, ich konnte nicht glauben, dass es an diesem Tag vorbei sein sollte.
Ich bat sie, weiter zu kämpfen, meinen Geburtstag mit mir zu feiern und noch viele andere Feiertage.
Und sie hat nochmal Kraft geschöpft, für weitere Wochen.
„Ich bin so stolz auf dich. Ich vermisse dich, Emma-Maus. Ich liebe dich. Deine Mami“
Emmas Sterbebild, als Entwurf von unserer Bestatterin.
Niemals wollte ich solche Dinge entscheiden müssen…welches Bild oder welcher Text auf das Sterbebild meiner Tochter sollten…
Entscheidungen, die niemals hätten kommen sollen und die mir so schwer fallen. Wir möchten es hell und bunt gestalten.
Das Wort „fröhlich“ fällt mir schwer in diesem Zusammenhang, denn mit Emma wurde mir auch ein Teil meiner Fröhlichkeit genommen.
Ich bin traurig. Unendlich traurig.