Rückblick – Juli 2019

Emma im Pflegebett

Als Emma vor einem Jahr nicht mehr laufen und sprechen konnte und den ganzen Tag im Pflegebett in ihrem Kinderzimmer lag, versuchte ich immer, ihr den Tag so schön wie möglich zu gestalten.

Ich verbrachte etwa 23 Stunden des Tages bei ihr, ich war zwischendurch nur immer ein paar Minuten von ihr weg, um die Wäsche zu machen, zu duschen oder ein kurzes Telefonat zu führen. 

Zu diesem Zeitpunkt konnte ich sie noch füttern, mit breiiger Nahrung; über die Magensonde bekam sie lediglich ihre Medikamente. 

Der Tag war stets abwechslungsreich – morgens bekam Emma die erste Medikamentengabe von meinem Mann, danach frühstückten wir (ich saß immer bei ihr im Bett, konnte so selbst frühstücken und sie zugleich füttern). Vormittags holte ich eine Waschschüssel aus dem Bad, wusch ihr Gesicht, ihren Körper und ihre Haare. Es war unglaublich heiß zu dieser Zeit 2019 und Emma musste viel schwitzen. Ein Handtuch unter ihren Kopf half bereits, aber ich versuchte täglich, ihre Haare zu „waschen“. 
In der Wanne badeten wir Emma einige Male, aber das war stets ein gefährlicher Akt, da Emma keine Körperspannung mehr besaß und wir sie mindestens zu zweit stützen und heben mussten.
Nach dem Waschen zog ich Emma frische Kleidung an und machte mich selbst fertig.

Zwischendurch und nach dem Mittagessen spielten wir – „wir“ bedeutet, ich spielte mit ihren Spielsachen in ihrem Bett, bei ihr.

Ich versuchte, über ihre Mimik und ihre Töne herauszufinden, wozu sie Lust hatte, versuchte so zu spielen, wie sie es immer geliebt hat und ahmte ihr Spiel von „früher“ nach.

Es war so schwer für mich….sie lag hilflos und gelähmt in ihrem Bett. Wie gern hätte sie selbst ihre Puppen bewegt, die Pferde zu ihrem Stall gebracht oder die Stimmen der Babys imitiert, die wir tagtäglich versorgten – fütterten, umzogen, schön machten für den neuen Tag. 

Ich laß ihr unzählige Bücher vor, die ganze bis dahin existierenden Ausgaben von „Petronella Apfelmus“ war unser täglicher Begleiter. Wir waren beide traurig, als wir den letzten Band zu Ende gelesen hatten und ich sagte noch zu ihr „Bei Amazon steht, im September kommt der nächste Band raus. Den bestelle ich und lese dir wieder vor.“ 
Leider kam es nicht mehr dazu. Aber diese Ausgabe von Petronella Apfelmus liegt bei mir, ich habe mir vorgenommen, es Emma am Grab vorzulesen. Bisher konnte ich es nicht. Ich habe Angst vor den Erinnerungen beim lesen. 

Zwischendurch bekam Emma immer wieder Medikamente und etwas zu essen und zu trinken. 
An 1-2 Tagen bekamen wir Besuch vom Palliativteam oder anderen lieben Menschen, immer nur für kurze Zeit, da diese Besuche für Emma sehr anstrengend waren. Ich habe ihr vorher immer erzählt, wer warum zu uns kommt. Bei einigen Besuchen konnte ich Angst oder Skepsis erkennnen. Ich denke, sie hat sich oft geschämt. Ginge es uns nicht auch so? 

Meist verging der Tag sehr schnell. Emma schlief tagsüber immer wieder mal ein wenig, aber ich konnte nie wissen, wie tief sie schläft, deshalb saß ich bei ihr, schaute sie an, streichelte und massierte sie und grübelte….dachte nach, an die Zeit vor der Diagnose und sorgenvoll auch ein wenig an die Zukunft. Die Zukunft – da wo ich jetzt bin? Nein, so weit konnte ich damals nicht oft denken. Ich dachte meist nur von einen Tag auf den anderen, weiter nicht. Weiter machte mir Angst. 

Emma bekam auch Krankengymnastik – eine ganz liebe Physiotherapeutin aus unserem Dorf kam zu Hausbesuchen zu uns und massierte Emmas Beine, ihren Rücken und zeigte uns, wie wir sie am besten umlagern und ihren Körper entlasten können.

Abends oder gegen Nachts, wenn Ruhe eingekehrt war, die Jungs schliefen und die letzten Medikamente für diesen Tag gegeben waren, läuteten wir die Nachtruhe ein, Emma hörte liebend gern Hörspiele auf der Tonia-Box, am liebsten „Hui Buh“. 
Heute, wenn Pius diesen Tonie anhören möchte, muß ich ihn oft bitten, lieber einen anderen Tonie anzuhören. Es schmerzt zu sehr. 

Wenn ich so über diese Zeit nachdenke, bin ich traurig, habe aber auch ein wohliges Gefühl – denn diese Zeit war die intensivste Zeit ever, die ich mit Emma verbracht habe und in der ich die Liebe so aufgesogen habe wie noch nie in meinem Leben. Und ich hoffe, auch sie hat meine unendliche Liebe gespürt. 

In Gedanken an meine tapfere zauberhafte Maus

Marion mit Emma im Herzen

Emma – ohne dich wär die Welt nur halb so schön

Emma mit Buch

Liebe Grüße von Emma und mir. Bei uns ist alles o. k., unsere Ärztin, die uns heute besucht hat, ist mit Emmas Zustand sehr zufrieden. Wie ich bereits berichtet habe, ist das mit dem Schleim viel viel besser und sie schafft es immer wieder, zu husten, was gut Abhilfe schafft.

Zur Zeit lesen wir sehr viel…wir haben von einer lieben Bekannten ein ganz schönes Buch geschenkt bekommen – „EMMA – ohne dich wär die Welt nur halb so schön“.
Dazu muss ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Ich habe auf meinem Amazon Wunschzettel immer einige Dinge gespeichert, unter anderem auch dieses Buch. Ich habe immer wieder überlegt, es zu bestellen, habe es aber, warum auch immer, nie getan. Als wir das Buch nun als Geschenk bekommen haben, habe ich mich wahnsinnig gefreut und es irgendwie als Zeichen gesehen. Vielleicht wusste ich insgeheim, dass Emma es eines Tages als Geschenk bekommt und habe es deshalb nicht selbst bestellt. • Wenn ihr das Foto von Emma seht, denkt ihr bestimmt, sie schaut traurig drein. Ich muss allerdings sagen, dass ich mich sehr freue, dass sie seit etwa zwei Tagen wieder viel mehr die Augen offen hat als die Tage zuvor. Ich als ihre Mama sehe ihren Kampfgeist in diesem Blick. Wenn ich sie lobe, weil sie so tapfer ist und es schafft zu husten, dann sehe ich ihre Zustimmung.

Außerdem geben wir ihr nun über die Sonde auch verdünnte Hipp Baby Gläser, mit den Lebensmitteln, die sie früher gerne gegessen hat. Ich gebe ihr immer ein ganz klein wenig davon zum probieren auf die Zunge und man merkt, wie sie in ihren Mund die Kleinigkeit aufnimmt und sich freut. • So gesehen, angesichts des ‚DIPG-Zustandes“ für mich ein kleiner Berg! 

In diesem Sinne, mach’s gut und bis bald,
liebe Grüße Marion und Emma 

Frühstück

Frühstück

Unser Frühstück….nein, falsch….mein Frühstück.

Heute bin ich traurig. Heute ist der erste Tag seit Wochen und Monaten (eigentlich Jahren), an denen ich Emma kein Frühstück vorbereite. Denn wir geben ihr von nun an nur noch Nahrung über die Sonde. Das schmerzt so sehr in meinem gebrochenen Mama-Herz, wieder ein „Ding“ weniger, an das ich mich so gewohnt hatte.

Unter Tränen musste ich ihr gerade erklären, warum ihre Schüssel heute auf dem Tablett fehlt. Sie schaut mich so traurig an und ich weiß nicht, ob mir mein Frühstück alleine heute schmecken kann.

Leider ist die Sache mit der Atmung und dem Schleim gestern Nacht wieder schlimmer geworden, wir waren nachts lange wach und haben alles mögliche versucht, was Linderung schaffen könnte. Ohne großen Erfolg. Ich hoffe, das Antibiotikum hilft schnell.

Liebe Grüße, Marion und Emma

Magensonde

Emma und Marion

Meine Maus ohne Magensonde….nein, das ist kein Bild aus Köln, heute hatten wir wieder ein Sondenproblem.

Jetzt hat sie Emma einfach selbst gezogen und wir versuchen es ohne den nervigen Schlauch! Ich wünsch euch was!

Neue Magensonde

So war der Tag heute eigentlich nicht geplant…

Emma benötigt kurzfristig eine neue Magensonde, nachdem sich die alte gestern spätabends verabschiedet hatte.


Es war so schön für Emma, ihr Gesicht wieder ohne Schlauch zu sehen und zu spüren. Ich konnte meine Maus endlich mal wieder richtig umarmen und drücken! 

Nun warten wir mal ab, wie es läuft hier in der Uniklinik Köln… 

Magensonde

Emma mit Magensonde

Da ich in letzter Zeit öfter gefragt wurde, warum Emma eine Magensonde hat, möchte ich erzählen, wie es dazu kam…

Es war Ende März. 
Mein Mann und ich hatten beim Gespräch in der Klinik beschlossen, daß wir keine Shunt-OP für Emma möchten (ich hatte darüber berichtet). Stattdessen wurde ein schnellstmöglicher Beginn der Re-Bestrahlung und zusätzlich die Einnahme von Cortison beschlossen. 

Das Cortison wurde sofort benötigt, um den Tumor „einzudämmen“. Die Bestrahlung kann als Nebenwirkung den Tumor anschwellen lassen. Um weitere Hirndruckprobleme zu vermeiden, war das Cortison extrem wichtig. 

Der Radiologe fragte uns, ob wir sicherstellen können, daß Emma das Cortison ab sofort zuverlässig einnimmt.
Ich musste mir eingestehen, daß ich die Frage nicht mit JA beantworten kann. Denn in letzter Zeit wurde es immer schwieriger für Emma, die bis dahin benötigte Medikamentenmenge mehrmals täglich einzunehmen. Der Ekel war groß und es waren meist große Überredungskünste von Nöten. Die Arznei schmeckt bitter oder hat eine dickflüssige Konsistenz oder es waren große Mengen von Flüssigkeiten. Die Tabletten gaben wir ihr stückchenweise in breiiger Nahrung. Aber es war alles in allem immer eine schwierige Prozedur mit Tränen und großer Überwindung…

Also sagte ich, daß ich es nicht weiß. Und dann ging alles sehr schnell. Emma wurde in der onkologischen Tagesklinik die erste Magensonde gelegt. Es war schmerzhaft und unerwartet, wir waren alle vor neue Herausforderungen gestellt. Aber es gab keine Zeit, um lange abzuwägen, welche Vor- und Nachteile eine Magensonde hat, wie der Alltag zuhause denn nun funktionieren würde. Wer kennt sich als Laie schon damit aus? 

In den ersten Tagen mit der Sonde waren wir erleichtert, denn die Medikamentengabe war vereinfacht, keine Frage. Aber Emmas Abneigung gegen diesen Fremdkörper, die Angst vor den Blicken der anderen und dem Alltag mit dem störenden Schlauch waren da. Er stört beim Waschen, beim Essen und Trinken, beim An- und Ausziehen, beim Spielen und und und. 

Mittlerweile haben wir uns damit abgefunden und Emmas Hoffnung, den Schlauch bald wieder loszuwerden, ist verschwunden. Zu groß ist ihre Angst vor dem Schlucken der „bitteren Medizin“. 

Da man eine Magensonde nach Information der Ärzte nur eine begrenzte Zeit verwenden darf und soll, wurde die Sonde gestern bei unserem Besuch in der Klinik gewechselt. Es ging sehr schnell und die Tränen liefen; man kann sich vorstellen, wie schmerzhaft es für Emma war. 
Der bisherige Schlauch wurde gezogen und ein neuer wurde gelegt. Der jetzige Schlauch ist dünner und kürzer, was die Handhabung erleichtert, zudem ist er nicht ganz so störend in der Nase für Emma. 

Anschließend hatten wir noch ein Gespräch bei Emmas Radiologen Herrn Glück, Facharzt für Strahlentherapie. Das Nachgespräch, etwa fünf Wochen nach Ende der Re-Bestrahlung, dient dazu, Folgen und Verbesserungen der Bestrahlung aufzuzeigen und zu dokumentieren.

Abschließend möchte ich noch sagen, daß es bisher nicht nötig war, Emma Wasser oder Nahrung über die Sonde zu geben. Sie kann selbständig trinken und essen. Manchmal braucht sie etwas Hilfe, aber ihr großer Willen hilft ihr immer dazu, es selbst zu versuchen – und das klappt auch sehr gut! 

In dem Sinne – mehr Berge, weniger Täler!

Der Name ist Programm?

Emma und Marion

Long time no see – wir sitzen gerade bei Emmas Radiologen Herrn Glück ? zum Nachgespräch der Re-Bestrahlung.

Emma war heute schon ganz tapfer, denn sie hat eine neue Magensonde bekommen und der Port wurde angepikst…wie immer hat sie ganz toll mitgemacht und die Tränen waren schnell getrocknet! 

Ein leckeres Frühstück ist so wichtig

Emma beim Frühstück

Der Tag startete gut mit einem leckeren Frühstück – und das wollte Emma heute ganz alleine schaffen! 


Die Sonde wurde gestern doch noch nicht gewechselt und auch kein Blut abgenommen, alle Aufregung war umsonst….

Der Magen-Darm-Virus hat sich schon verabschiedet und wir freuen uns auf einen sonnigen Tag. Wir wünschen euch einen schönen 1. Mai!

Die Blume ist gewachsen

Es fällt mir sehr schwer, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich diese Zeilen nun schreiben muß. 
Dass wir an den Punkt angelangt sind, vor dem ich bisher die größte Angst hatte. 
Vor dem Tag, an dem ich nicht mehr sagen kann „Emma geht es sehr gut, wenn man bedenkt, was sie im Kopf hat…“.

Angefangen hat es heute vor einer Woche. Wir waren Samstag Abend aus Köln wieder gekommen, Emma hatte die Therapie im IOZK sehr gut vertragen, wir bemerkten während der Tage in Köln keine Verschlechterung. Sie redete, spielte, aß und trank, alles ganz normal. Körperlich war sie etwas schwächer, was ich aber auf die vorherige Chemo-Woche und die anschließende Immuntherapie-Woche zurückführte. 

Am Sonntag zuhause fiel mir bereits auf, daß sie etwas wackeliger beim Gehen war, aber auch das „schob“ ich auf die Therapie und dachte, daß sei ein positiver Effekt…die Viren arbeiten nun und schwächen sie etwas. 

Für den folgenden Tag war das nächste MRT geplant.

Am Montag um 10 Uhr waren wir in der Tagesklinik zur Kontrolle. Emma wurde wie immer Blut abgenommen und im Port der Zugang für die Narkose belassen. Emma hatte große Angst vor dem Piks und der bevorstehenden Narkose. 

Kurz vor 12 Uhr gingen wir zur Radiologie und konnten bald mit Emma in den Vorraum des MRT.
Der Anästhesist verabreichte Emma über eine Spitze die Schlafmilch Propofol, die sie sehr schnell einschlafen liess. 
Mein Mann und ich warteten etwa 40 Minuten. Dann wurde Emma im Bett schlafend in den Aufwachraum geschoben. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie aus der Narkose aufwachte. Zur eigenen Ablenkung las ich ihr aus ihrem Lieblingsbuch Petronella Apfelmus vor. Aber sie erwachte erst, als ich ihr etwas von ihrer mitgebrachten Brotzeit unter die Nase hielt (kein Scherz) – der Duft von Gurke, Karotte und Gummibärchen half letztendlich.

Die Krankenschwester der Tagesklinik wurde verständigt, die uns holte und mit uns drei zusammen durch den grausamen dunklen Krankenhaus-Keller ins Haus 10 zur Tagesklinik fuhr. 

Dort bekam Emma etwas warmes zu essen. Nachdem sie gegessen hatte und auf der Toilette war, wurde die Nadel aus dem Port entfernt und wir durften gehen. 
Welch Erleichterung! Die Krankenschwester lobte Emma noch für ihre Vitalität, daß sie so schnell wieder fit sei nach der Narkose…

Dann begann das Warten auf den Anruf. 

Emma klagte in den letzten Tagen immer wieder über einen kurzen, stechenden Kopfschmerz, der bei lautem Lachen eintrat und nach einigen Minuten wieder vorbei war. Da ahnte ich bereits schlimmes. 

Am Dienstag nachmittag erfuhr ich per E-Mail von unserer Ärztin, daß sie erst einen vorläufigen Befund habe und mir am nächsten Tag nach Mittag nach der Tumor-Konferenz Bescheid geben würde. 

Am Mittwoch nachmittag kam dann der schrecklichste Anruf bisher. 

Unsere Ärztin sagte mir, daß der Tumor gewachsen sei, diffus, infiltrierend, in alle Richtungen. 
Zudem sei der Hirnwasser-Abfluss an einer Stelle eingeengt. Es sei eine Shunt-OP für nächsten Montag geplant, wir müssten am Freitag zur OP-Besprechung in die Tagesklinik kommen. 

Die Welt stand wieder mal still. 

Ich schrieb in meiner Verzweiflung lange mit einer ganz lieben Mama einer verstorbenen DIPG-Kämpferin und redete mit meinem Mann. Ich kam immer mehr zum Entschluss, die Shunt-OP abzulehnen.

Ich habe schon von vielen Kindern gehört und gelesen, bei denen die Shunt-OP nicht nur gutes brachte. Es ging ihnen danach oft schlechter als vorher. Die OP lindert zwar vielleicht im Moment die Probleme, die der gestörte Hirnwasserabfluss macht (Kopfschmerzen, unsicherer Gang), aber der Tumor könnte in der Zeit trotzdem weiter wachsen. Außerdem kann man nicht genau sagen, welche Symptome durch die Hirnwasser-Problematik hervorgerufen werden und welche durch den Tumor.
Zudem müssten wir durch die Heilungsphase nach der OP noch länger warten, um eine Re-Bestrahlung zu beginnen.

Ich mailte auch noch mit einen „DIPG-Professor“ deswegen und mein Entschluss festigte sich immer mehr. 

Emma bekam viele Gespräche mit und hatte große Angst vor einer Operation und einem Krankenhaus-Aufenthalt. Auch das war ein entscheidender Grund gegen die OP!

Am Freitag mussten wir mit Emma zuerst zum Augenarzt. Dieser untersuchte Emmas Augen und kontrollierte den Sehnerv. Er erklärte uns, daß er am Sehnerv noch keine Schäden durch erhöhten Hirndruck sehen kann. 

Nach der anschließenden kurzen Untersuchung in der Tagesklinik konnte Emma im Kinderwagen schlafen und wir sprachen mit unserer Ärztin, der Oberärztin und einem Mitarbeiter des Sozialteams. 
Das MRT-Ergebnis wurde ausführlich erläutert und die Shunt-OP empfohlen. Ein Neurochirurg würde uns im Anschluß über die OP aufklären. 

Mein Mann und ich nannten unsere Beweggründe für die Ablehnung des Shunt. Wir baten um eine baldmöglichste Re-Bestrahlung, Schmerzmedikation und die Einnahme von Dexamethason (Kortison). 
Es war ein faires, einvernehmendes Gespräch. Unsere Meinung wurde akzeptiert, gemeinsam wurden Vor- und Nachteile, Für und Wider abgewägt. 
Ich war danach so erleichtert und der festen Überzeugung, das richtige getan zu haben – FÜR EMMA! 

Wir konnten anschließend gleich noch zu unserem Radiologen. Wir sprachen mit ihm und unterschrieben die Einverständniserklärung für die Bestrahlung mit 10 Einheiten.
Emma war inzwischen wach, ich erklärte ihr, daß wir bald nochmal zu „Radio Robby“ fahren, um den Kampf gegen die Blume fortzuführen. Wir hatten zuhause schon darüber gesprochen, sie weiß, daß sie davor keine Angst zu haben braucht. 
Die Bestrahlung macht keine Schmerzen und das Team der Strahlentherapie ist top! 

Der Radiologe sagte uns, daß wir sofort mit der Einnahme von Dexamethason beginnen sollten. Das Kortison „dämmt“ den Tumor etwas ein, wird schnell das Allgemeinbefinden von Emma verbessern und ist wichtig zur Vorbereitung für die Bestrahlung. 
Denn es besteht die Gefahr, daß während der Bestrahlung der Tumor anschwillt und verstärkt Probleme mit dem Hirnwasser-Abfluss macht. 
Da mir klar war, daß die Medikamenten-Einnahme schwierig werden würde, wurde kurzerhand beschlossen, eine Magensonde zu legen.

Wir kamen alle drei gar nicht groß zum nachdenken, so schnell passierte alles gerade.

Zurück in der Tagesklinik wartete bereits die Ärztin mit den Rezepten, einen Notfall-Plan und einer Schwester, die Emma die Magensonde legte. Wir standen wie gelähmt daneben, das war in dem Moment einfach alles zu viel. Fragen über Fragen kamen in meinen Kopf – Magensonde – wie funktioniert das? Schaffen wir das? 

Ja, wir schaffen das!!! 

Emma weinte und fand den Schlauch in ihrer Nase von Beginn an schrecklich – störend, hässlich und einfach nur doof. 

Wir erklärten ihr, daß dieser ganz wichtig sei, damit sie ihre Medizin bekam, sie die eklige Medizin nicht mehr schlucken müsse und wir ihr im Notfall auch Flüssigkeit und Nahrung über die Sonde geben könnten.

Dann durften wir endlich nach Hause, um uns langsam mit der Magensonde anzufreunden.

Jetzt, zwei Tage später mit unserem „Mitbringsel“ ist Emma zwar immer noch angenervt, aber sie versteht, wie wichtig es ist. Wir schätzen die problemlose Verabreichung der Medikamente und Emma hofft, das „Teil“ bald wieder los zu sein. 

Das Kortison zeigte schon bald seine Wirkung. Emma geht es zunehmend besser, sie läuft wieder mehr alleine, spricht besser und hat keine Kopfschmerzen mehr. Auch nicht beim Husten, denn durch eine Bronchitis muß sie oft husten und wir inhalieren mit dem Pariboy. 

Soviel zum Stand der Dinge, das war jetzt viel Text mit vielen neuen Dingen.

Ich werde euch in nächster Zeit was zu den Themen Shunt und Radio Robby erzählen. Das würde im Moment den Rahmen sprengen. 

Der nächste Schritt ist nun der Termin morgen in der Radiologie – Emma muss ins CT und eine neue Maske für die Bestrahlung wird angepasst. 
Wir erfahren dann auch den Start der Bestrahlung – wir hoffen auf Dienstag oder Mittwoch.

Alles geht jetzt sehr sehr schnell und in eine Richtung, die wir nicht geplant haben.
Alles, was kommt und kommen könnte war uns immer klar. Trotzdem neigt man dazu, gewisse Dinge zu verdrängen, als Selbst-Schutz, denke ich. 
Aber jetzt sind all diese Themen da und wir müssen entscheiden – mit Bauch und Kopf für unsere Emma. 

Das ist so schwer und muss oft schnell gehen. Ich versuche sie bei allen Entscheidungen einzubeziehen und hoffe sehr, das richtige zu tun. 

Es ging ihr so lang so gut und wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben! Sie ist so tapfer und kämpft wahnsinnig stark. Wir unterstützen sie als Eltern mit euch im Hintergrund! Dafür danke ich euch sehr. <3

Ich halte euch auf dem Laufenden!

PS: Durch die Re-Bestrahlung schrumpft der Tumor hoffentlich wieder und die Tumor-Zellen sterben ab. 
Die Chemotherapie wird abgesetzt, da sie leider keine Wirkung zeigte. Ich bin froh, Emma nicht mehr damit „quälen“ zu müssen, denn die Temodal-Woche schwächte sie immer sehr. 
Die Immuntherapie in Köln werden wir nach der Bestrahlung weiter fortsetzen, ich bin seit Tagen schon deshalb mit dem IOZK in Kontakt. 

DER KAMPF GEHT WEITER! 

Er nimmt nun nur eine andere Abzweigung. 

Schlüsselmomente

Seit Freitag hat Emma eine Magensonde…(den Grund dafür schreibe ich in unserem ausführlichen Bericht, der hoffentlich bald online geht). 

Seit Freitag hat sich Emma nicht mehr im Spiegel angeschaut.

Gestern stand sie dann plötzlich vor dem großen Spiegel im Flur. Schaute sich ganz lange an, hatte Tränen in den Augen und sagte „ich möchte einfach nur so sein wie alle anderen Kinder“.

DAS sind Momente, in denen es mir wieder das Herz bricht. Und dabei dachte ich, mein Herz sei schon gebrochen. Aber schlimmer geht immer…